Holla is in the well

Die Videoreihe greift die mit der Installation „Holla is in the house“
eingeleitete Versöhnung von Natur und Mensch auf digitalem Wege auf. Die Reihe steht unter dem Eindruck der Corona-Pandemie, die nun seit mehr als einem Jahr andauert.

Während die Installation „Holla is in the house“ das Seelenbild der Erd- und Himmelsgöttin Holla bzw. der Märchenfigur Frau Holle metaphorisch ausgelotet hat, konzentriert sich die
Videoreihe metaphorisch auf konkrete Orte der Sagenfigur, die im mitteldeutschen Raum ihren festen Platz als Herrscherin der Naturgewalten hat.

Die Sagen um Frau Holle sind an geheimnisvollen Orten der Natur angesiedelt, vor allem an Plätzen, wo Wandlungen passieren (können): Eingänge zu Höhlen und die Austritte von Quellen. Und der Vogelsberg ist voll von diesen Orten.

Das Wort „Holle“ ist von dem etymologischen Kern „Kall“ abgeleitet. Kall bedeutet Vertiefung, Hohlraum, Wölbung, enger Durchlass, Schale, Kehle, Höhle, Quelle – aber auch mütterlicher Leib. Der Begriff Holle bezeichnet daher den gesamten Bereich des Weiblichen, den Ursprung des Lebens.

Im Vogelsberg gibt es diese Orte, wo die Quellen buchstäblich dem Schoß der Mutter Erde entspringen, es sind ungefasste Quellen, die direkt aus der Erde kommen. Unter ihnen ist der Wasseraustritt nicht immer an der gleichen Stelle zu finden. Er variiert im Jahresverlauf, die Quelle scheint wenige Meter oder auch hundert Meter weit zu wandern.

Der Austritt der ungefassten Quellen wird mit einer Unterwasserkamera aufgenommen.

Die Aufnahmen bringen zum Vorschein, welche Welten die Quellaustritte beherbergen, welche Substrate, Pflanzen und Töne.

Dabei erweist sich der Zufall als wichtiges gestalterisches Prinzip.

Aus dem Material sind längere Szenen mit dem Originalton ohne Schnitt gewählt. Die ausgewählten Szenen lassen die Geschöpflichkeit des Ursprünglichen fühlbar werden
und vermitteln ein wenig von der Naturkraft, die Zuschauerinnen und Zuschauer in diesen Zeiten mehr als denn je suchen.